Die Tradition der Sohlwanderung im Hils: Natur, Geschichte und Gemeinschaft
Die Sohlwanderung, eine tief verwurzelte Tradition im Hils, führt Wanderfreunde jedes Jahr am 4. Advent auf den Großen Sohl. Ihre Geschichte beginnt im Jahr 1904 und verbindet Natur, Brauchtum und die regionale Literaturgeschichte auf besondere Weise.
Die Anfänge: Dr. Hans Freytag und die Bruderschaft vom Großen Sohl
Am 4. Advent 1904 unternahm Dr. Hans Freytag, Lehrer am Kaiser-Wilhelm-Gymnasium in Hannover, mit seinen Schülern eine Wanderung auf den Großen Sohl, um die Wintersonnenwende zu feiern. Während dieser Wanderung gründeten sie die „Bruderschaft vom Großen Sohl“, die noch heute symbolisch mit dieser Tradition verbunden ist.
Ein prominentes Mitglied dieser Bruderschaft wurde der in Eschershausen geborene Schriftsteller Wilhelm Raabe, der zu dieser Zeit in Braunschweig lebte.
Der Raabeturm und die Tradition der Wanderung
Der Raabeturm steht als Wahrzeichen und Ziel der Sohlwanderung. Im Jahr 1909 wurde der ursprüngliche hölzerne Vermessungspunkt auf dem Großen Sohl durch einen stählernen Aussichtsturm ersetzt, der den Namen Raabeturm, nach den Schriftsteller Wilhelm Raabe erhielt. Diese Erhebung wurde schnell zu einem beliebten Ziel für Wanderer.
Der Hils- und Verkehrsverein Grünenplan organisiert seither die jährliche Sohlwanderung mit und ist auch für die regelmäßige Instandhaltung des Turms verantwortlich, was eine lange Tradition der Pflege und des Erhalts dieses historischen Bauwerks zeigt. Mehrfach wurde der Turm restauriert, zuletzt im Jahr 2013, um die Sicherheit und den Erhalt für kommende Generationen zu sichern.
Eine besondere Verbindung: Wilhelm Raabe und die Sohlwanderung
Neben dem Raabeturm gibt es auf dem Großen Sohl auch einen Gedenkstein für Wilhelm Raabe, an dem im Rahmen der Sohlwanderung eine Kranzniederlegung stattfindet. Diese Geste unterstreicht die tiefe Verbindung der Wandertradition mit der literarischen Geschichte der Region. Die Kranzniederlegung ist ein fester Bestandteil der jährlichen Feierlichkeiten.
Die 100. Sohlwanderung – Ein Jubiläum
Die Sohlwanderung ist über die Jahre hinweg immer mehr gewachsen und wurde zu einem festen Termin im Kalender der Region. Ein besonderes Ereignis war die 100. Sohlwanderung im Jahr 2019. Zahlreiche Wandergruppen, darunter auch der Heimatverein Delligsen, nahmen an dieser denkwürdigen Wanderung teil. Höhepunkt der Feierlichkeiten war die Turmrede des niedersächsischen Ministerpräsidenten Stephan Weil, ehemaliger Schüler des Kaiser-Wilhelm-Gymnasiums.
Musikalisch begleitet wurde die Veranstaltung durch den Musikzug der Freiwilligen Feuerwehr Grünenplan sowie die Band „Green Machine“, deren Interpretation des bekannten regionalen Liedes „Droben im Hils“ bei den Teilnehmern großen Anklang fand.
Eine lebendige Tradition
Die Sohlwanderung hat sich über die Jahrzehnte als ein Ereignis etabliert, das nicht nur die Verbundenheit mit der Natur feiert, sondern auch die gemeinschaftliche Erinnerung an die Geschichte des Hils und an Wilhelm Raabe aufrechterhält. Jahr für Jahr versammeln sich Wanderfreunde aus der gesamten Region, um den Weg zum Raabeturm zu bewältigen, den Winter zu begrüßen und die Gemeinschaft zu pflegen.
Die Tradition der Sohlwanderung wird auch in Zukunft fortbestehen, dank der Pflege durch den Hils- und Verkehrsverein Grünenplan und der vielen Wanderer, die jedes Jahr aufs Neue diese historische Wanderung miterleben und mitgestalten.
Wer schreibt hier?
Mein Name ist Bärbel und ich wandere und fotografiere gerne. Ich blogge über das Wandern in meiner Heimat. Mehr über mich erfährst du hier.
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